„Bisschen kühl hier, nicht?“ Kondo schlang seinen Mantel enger um sich, als sie der vergilbten Schatzkarte durch den Dämmerwald folgten.

Der Ort war in jeglicher Hinsicht bedrückend. Nicht einmal das Gasthaus und der Dorfplatz, an denen sie vorbeigekommen waren, sahen auch nur im Entferntesten einladend aus. Hin und wieder leuchtete ihnen das schwächliche, orangefarbene Licht vereinzelter Laternen entgegen, doch vermochten sie die feuchtkalte Dunkelheit kaum zu verdrängen.

Shaw hatte recht gehabt, was die „frische Luft“ anging. Überall schlug ihnen derselbe Modergeruch entgegen. Zum Glück war es eine mondhelle Nacht. Shaw, der anscheinend Erfahrung darin besaß, in tiefster Nacht an Orten mit so deprimierenden Namen wie Dämmerwald Karten zu lesen, hatte daher keine Probleme, dem Weg zu folgen.

Aus einem alten Haus in der Nähe leuchtete ihnen ein schwaches Licht entgegen. Ein plötzlicher Schatten ließ es kurz aufflackern. „Jemand ist noch auf“, bemerkte Kondo. Ein grässliches Stöhnen erklang aus dem Inneren des Häuschens. Shaw nahm keine Notiz davon und setzte seinen Weg unbeirrt fort. In diesem Moment trat eine Gestalt in das Fenster und löschte den schwachen Lichtschein aus. Kondo konnte kurz vorher sowohl die Befiederung als auch die Spitze eines Pfeils sehen, der den Kopf der Kreatur durchbohrt hatte. Ein weiterer Untoter.

Allmächtiger Himmel, murmelte Kondo. Er beschleunigte seinen Schritt und überholte Shaw.
In ein paar Minuten sollten wir auf etwas Schönes treffen, sagte Shaw. Kondo blickte Shaw an.
Etwas Schönes? „Die Stillen Gärten, mein Freund! Der Duft frischer Blumen ist genau das, was ich jetzt brauche.“ „Kondo, die Stillen Gärten sind ein Friedhof.“‘
„Deswegen sehen diese Felsen also wie Grabsteine aus.“ Er riss die Karte aus Shaws Händen und starrte sie feindselig an. „Ich habe nur ‚Stille Gärten‘ gelesen und dachte … Ihr wisst schon. Gärten. Die still sind.“

Mit halbem Ohr lauschte er Shaws Geschichte der Region zu erläutern. Dies, das, Medivh, irgendeine Sense, und so weiter und so fort. Sie kamen an Feldern verfaulender Kürbisse vorbei, über die eine Vogelscheuche wachte, die ganz sicher mehr als nur ein paar Krähen zu verscheuchen imstande war. Während sie weiter der Karte folgten.

„Wir sind fast da“, sagte Mathias Shaw. „Vorausgesetzt, dass die Karte stimmt.“
„Davon bin ich fest überzeugt. Nach dieser Geschichte über … “Kondo wurde jäh von einem langgezogenen Schmerzensgeheul unterbrochen. Der Laut schnitt durch die feucht-stickige Luft wie die Klinge eines ungeübten Barbiers. Dieser qualvolle Laut musste von einem Wolf stammen. Er hoffte, dass er von einem Wolf stammte. Shaw hob eine Augenbraue.
Kondo wirbelte herum und hielt nach den roten Augen, gebleckten weißen Zähnen und dem schwarzen Fell Ausschau, die jeden Augenblick auf sie zustürzen mussten. Er war nicht bereit, sich so schnell kleinkriegen zu lassen.
Wölfe waren eine Sache. Untote eine ganz andere. Doch Sie würden es schaffen. Entschlossen schritt er voran ins Unterholz. „Ich regle das, keine Sorge!“, rief er Shaw und Xoranya zu. „Und dieser Schatz sollte …“
Kondo blieb schlagartig stehen und schlug eine Hand vor den Mund.
„Was ist passiert?, rief Shaw.“
Kondo kniete neben einer jungen Frau. Auf ihrer dunklen Uniform hatte sich ein rasch größer werdender Fleck gebildet. „Haltet ihren Kopf“, sagte er zu Shaw, ehe er aufstand und in seine Tasche griff. Er öffnete eine kleine Flasche und setzte sie an die Lippen der Frau. Reflexartig schluckte sie und schien sich einen Moment zu erholen, doch dann sank ihr Kopf reglos gegen Shaws Brust.

„Kennt Ihr sie?“, fragte Kondo.
Shaws Gesichtsausdruck verfinsterte sich, als er die bewusstlose Frau vom Boden aufhob. „Sarah Ladimore. Kommandantin der Nachtwache.“ Ich bringe sie ins Gasthaus, und ihr untersucht die Spuren.
Wie gut bist du in spuren lesen? , fragte er Xoranya. Geht so, meinste Xoranya und mekrte an, das es nicht nur ein Wolf sein konnte. Vielleicht ein Wolfsrudel?

Sie lauschten in die Nacht hinnein. In der Ferne hörten Sie Wolfsgeheul und folgten vorsichtig dieser Spur. Die Spuren führten zu einer alten Mine. Vorsichtig beobachteten Sie den Eingang der Mine. Seltsame sehr große Wölfe in großer Anzahl beobachteten Sie.
Kondo nahm Xoranya Hand. „Lass uns zurückkehren und Bericht erstatten.“ Xoranya nickte kurz und sie brachen auf.

In der Taverne angekommen, sanken sie etwas geschafft auf ihre Stühle und schwiegen eine Weile.

Ich hoffe die Kommandantin der Nachtwache wird die Nacht überstehen, sagte Xoranya und drückte Kondos Hand. Das hoffe ich auch.
Sie bestellten sich ein Bier und redeten noch eine ganze Weile bevor Sie sich zurückzogen.